Wichtige Verständigung in Zeiten antisemitischer Übergriffe in Deutschland

Zum Ethik- und Religionsunterricht gehört die verstehende und auch kritische Auseinandersetzung mit religiösen Vorstellungen und Traditionen. Deshalb haben sich die Jahrgangsstufen 11 und 12 des Beruflichen Gymnasiums Gesundheit und Soziales (BGGS) der BBS3 Mainz vor Ort ein Bild von jüdischem Glauben und jüdischem Leben in Mainz gemacht. Dazu haben sie die Jüdische Kultusgemeinde in der Neuen Synagoge besucht, wo sie durch den Rabbiner Aharon Ran Vernikovsky in Empfang genommen wurden.

Was die Schülerinnen und Schüler vor Ort erwartete, war ein interessanter Vortrag zur wechselhaften Geschichte und zur lebendigen Gegenwart des Judentums in Mainz. Außerdem durften Sie Einblick in den Toraschrein nehmen und wurden mit dem außergewöhnliche Gebäudekonzept des Architekten Manuel Herz bekannt gemacht. Ausführlich und geduldig beantwortete Rabbiner Vernikovsky auch Nachfragen zur jüdischen Kultur und zur Glaubenspraxis in Deutschland.

„Mich haben besonders die letzten Worte des Rabbiners berührt, die sich mit den Auswirkungen der sozialen Medien auf unser soziales Miteinander beschäftigten: Wahre Begegnung kann nicht ersetzt werden durch eine kurze Nachricht über WhatsApp, ein Post, eine Mail“, zog die Religionslehrerin Dr.Dagmar Vogel als Résumé aus dieser Begegnung. Sie wurde auch von Lehramtspraktikanten in die Synagoge begleitet.

Den Ethik- und Religionskursen des Beruflichen Gymnasiums war es wichtig, mit dem Besuch ein Zeichen zu setzen: Jüdisches Leben hat eine lange Tradition in der deutschen und ganz besonders in der Mainzer Geschichte. Schließlich steht das Schulzentrum auf dem Hartenberg, wo sich die BBS3 befindet, oberhalb des im Mittelalter angelegten jüdischen Friedhofs vor den Toren der Stadt, dem sogenannten Judensand. Heute ist jüdisches Leben bei uns wieder vermehrt mit Angriffen und Bedrohungen konfrontiert.

„Unsere Schule zeigt mit diesen Exkursionen außerdem, dass wir für ein respektvolles Miteinander eintreten und uns entschieden gegen antisemitische Hassparolen stellen“, meinte der Ethiklehrer Stephan Göbel im Anschluss an den Besuch. Die Terroranschläge in Israel und der schreckliche Krieg im Gazastreifen dürften nicht als Schablone benutzt werden, um Hetze und Gewalt gegen Jüdinnen und Juden in Deutschland wieder auflodern zu lassen. Der Besuch in der Synagoge stand somit auch im Zeichen der Verständigung.