Besuch der IMK23 beim Müllheizkraftwerk

Am 15. Januar 2024 besuchten wir das Müllheizkraftwerk (MHKW) auf der Ingelheimer Aue. An der Pforte begrüßte uns Herr Stephan, unser Gruppenführer, und nahm uns mit ins Info-Center. In einer Präsentation nannte er uns die wichtigsten Fakten über das Kraftwerk und den Betreiber, die Entsorgungsgesellschaft Mainz mbH (EGM), die im Februar 1999 gegründet wurde. Gesellschafter sind die Kraftwerke Mainz-Wiesbaden, die Stadt Mainz und REMONDIS.

Das MHKW erzeugt Strom und einen Großteil der Mainzer Fernwärme. Unter Anderem werden der Mainzer Dom, die meisten Ministerien der Stadt, die Rasenheizung der MEWA-Arena oder die Uniklinik beheizt.

40% des angelieferten Mülls sind Hausmüll (ca. 150.000 t im Jahr). Der Rest stammt von Gewerbemüll (ca. 200.000 t). Sperrmüllanlieferungen machen ca. 10.000 – 15.000 t im Jahr aus. Gewerbe- und Sperrmüll sind für das MHKW wichtig, da diese Abfälle einen höheren Brennwert als Hausmüll aus der Restmülltone haben.

Das Fördern des Abfalls besteht aus 22 einzelnen Förderprozessen, bei denen jeweils der Müll mit Hilfe von Maschinen und Mitarbeitern zu einer neuen Station befördert wird.

Zuerst erfolgt die Anlieferung des Abfalls durch Müllfahrzeuge in der Anlieferhalle. Täglich passieren über 150 Fahrzeuge mit jeweils durchschnittlich etwa zehn Tonnen Abfall die Pforte. Täglich werden so etwa 1.300 – 1.700 t Müll angeliefert. Bevor die Lkw jedoch die Anlieferhalle erreichen, muss das Fahrzeuggewicht an der Pforte auf einer Waage elektronisch erfasst werden kontrolliert werden, ob der Abfall zur Verbrennung zugelassen ist. Beim Herausfahren des Müllfahrzeugs wird wieder gewogen, um die Durchsatzleistung zu ermitteln.           

Der Müll gelangt durch das Ablassen über eine Rampe in einen großen Abfallbunker. Sperrmüll wird in eine separate Mulde gekippt, mit einer riesigen Rotorschere zerkleinert und ebenso in den Abfallbunker gekippt.

In einem verglasten Bereich auf ca. 19 Höhenmetern (in einem Kraftwerk gibt es keine Stockwerke, sondern nur Meter) steuern zwei Kraftwerker per Joystick riesige Greifarme, mit denen sie den Müll stapeln und anschließend in einen Aufgabetrichter heben. Einige Schüler durften die Greifarme sogar bedienen und selbst 1 t Müll anheben. Zusätzlich steuern die Kraftwerker einen kleineren Abfallkran, um Verstopfungen im Aufgabetrichter zu entfernen. Das besondere an diesen Beruf ist, dass man keine Erholungspausen hat, da man ständig damit beschäftigt ist, Müllstaus zu verhindern und das Feuer immer am Brennen zu halten. Durchaus ist der Beruf anstrengend, da volle acht Stunden nur gesessen wird und hohe Konzentration gefragt ist. Es kann schonmal vorkommen, dass sich Müll im Abfallbunker von selbst in Brand setzt oder kleinere Explosionen entstehen, da der Müll gerade im Sommer hohe Temperaturen erreichen kann. So können sich etwa Altbatterien leicht entzünden. Dies wird im Abfallbunker über Wärmebildkameras schnell erkannt. Mit Hilfe von vielen Bildschirmen haben die Kraftwerker vollen Blick auf das Geschehen und ihre Arbeit.

In sechs Metern Höhe haben wir den Rückschubrost von außen sehen können, der durch Vor- und Rückwärtsbewegungen den brennenden Müll schräg nach unten in ein Auffangbecken zum Abkühlen transportiert. Hier hatten wir das erste Mal Blick in die Müllverbrennung und konnten der Hitze von ca. 1.000 – 1.100 Grad Celsius näherkommen und mitten in die riesigen Flammen sehen.

Die Verbrennung des Mülls erhitzt Wasser, das über Rohre zu Turbinen weitergeleitet wird und hier durch die Kraft des Wasserdampfes einen Generator antreibt, der Strom erzeugt. Der Dampf kann aber auch in Fernwärme umgewandelt werden. So liefert der Abfall genug Strom und Wärme für einen großen Teil der Stadt.

Die Verbrennung des Mülls erfolgt durch sogenannte drei Linien, da jeder Müll getrennt voneinander verbrannt wird. Die drei Linien schaffen es, täglich 1.000 – 1.100 t an Müll zu verbrennen, dabei werden ca. 150 t Dampf pro Stunde erzeugt.

Auf zehn Metern Höhe konnten wir das zweite Mal einen Blick durch einen Schacht direkt auf die Flammen werfen.

In der zentralen Leitstelle sitzen weitere Mitarbeiter, die das ganze MHKW per Bildschirmen überwachen und bei Problemen sofort zu Stelle eilen, um diese schnellstmöglich zu beheben. Das Kraftwerk darf nämlich nie stillstehen. Auch hier arbeiten die Kraftwerker – wie im gesamten Kraftwerksbetrieb – acht Stunden ohne Pause im Dreischichtbetrieb – das MHWK schläft nie.

Die Schadstoffe des Rauchs werden in der Rauchgasreinigung durch Wäscher, Elektrofilter, Katalysatoren und Filterschläuche entfernt und können dann entsorgt werden.

Als Rest bleibt pro Tonne Müll ca. 300 kg Schlacke und 48 kg Abgasstaub (AGR Staub) übrig. Die Schlacke gelangt in einen Schlackebunker. Lkw holen die Schlacke täglich ab, die dann als Füllmaterial im Straßenbau verwendet wird. Der AGR Staub wird in Verbindung mit Wasser hart wie Zement und wird verwendet, um in Salzbergwerken Hohlräume zu verfüllen.

Am Ende des Prozesses sitzt ein Saugzugventilator, der dafür sorgt, den unangenehmen Geruch vom Müll zu beseitigen. Somit gibt es keine Geruchsbelästigung innerhalb und außerhalb des MHKW.

Als Endprodukt kommt der gefilterte Wasserdampf aus den Schornsteinen. Der größte Teil des Rauchs hängt als Feststoff in den Filteranlagen. Da jeder verbrannter Müll durch eine eigene Linie verläuft, gibt es drei Schornsteine. Direkt zwischen den Schloten ist ein kleines Analyselabor installiert, das Analysedaten in Echtzeit an die zuständigen Stellen sendet.

 

Christina Nowitzki, BSIMK23